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PLEXIS
by Konrad Toenz
... By introducing a level of the real into his works, Pamminger perforates the concept of the artwork as a simulacrum. He places the image in view. Large-scale Plexis [Plexiglas works] are mounted a few centimeters apart in front of a wallpaper background. The Plexis, whose imprint or foil inlay repeats the wallpaper pattern diaphanously, initially appear as clarified image carriers. The distance pushes graphics and graphemes into the space. The repetition of the motif refers to a referentiality that underlies the image.
Two aspects of this disposition seem to us to be essential. On the one hand, diaphaneity permits a "seeing through" (as the symbolic form of central perspective has always been described), which here presents precisely what Pazzini calls the "sitting of the image on the image". One must also recognize the irony in Pamminger's approach. On the other hand, the "seeing through" is a broken one, insofar as the viewer sees his own reflection, albeit dimly. What characterizes the Plexis in front of semi-transparent mirrors, however, is the simultaneity of diaphaneity and reflection.
The image must first and foremost be understood as a dispositive of repression - it not only covers up the physicality of its subject, it excludes the "anaesthetic", the invisible, the inexpressible, the other. In Pamminger's work, the image is foregrounded, i.e. its object is in the background - it is forced into this relationship and thus exposed to a gaze that is able to penetrate it. ...
© 1995 KONRAD TOENZ
[Excerpt from "PLEXIS", in: ESSAYS ZUR ZEITGENÖSSISCHEN KUNST – Gesammelte Texte 1993 - 1999. (in prep.)]
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PLEXIS
von Konrad Tönz
In Pammingers neuen Arbeiten werden gleich mehrere Aspekte des Bildbegriffs wie ihn die Moderne gefasst hat problematisch. Ausgehend von dem für die zeitgenössische Kunst historistisch anmutenden Anliegen die «Grenzen des Tafelbilds zu überschreiten», das «Graphische von seinem Grund zu Lösen», entwickelt der Künstler vor unseren Augen ein Bildsein, das auf ganz andere Pfade führt, als der emanzipatorische Gedanke nahelegt.
Durch die Einführung einer Ebene des Realen in seine Werke durchlöchert Pamminger den Begriff des Kunstwerks als Simulakrum. Er stellt die Abbildhaftigkeit in Aus-Sicht. Großflächige Plexis werden im Abstand von wenigen Zentimetern vor dem Hintergrund einer Tapete montiert. Die Plexis, deren Folieneinlage das Tapetenmuster diaphan wiederholt. erscheinen zunächst als geklärte Bildträger. Der Abstand schiebt Graphik und Grapheme in den Raum. Die Wiederholung des Motivs verweist dabei auf eine ReferentiaIität, wie sie dem Abbild zugrunde liegt.
Zwei Momente scheinen uns an dieser Disposition wesentlich zu sein. Zum einen gestattet die Diaphanität eine «Durchsehung» (als welche die symbolische Form der Zentralperspektive immer bezeichnet wurde), die hier genau das vorstellt, was Pazzini als das "Aufsitzen des Abbilds auf dem Bild" bezeichnet. Man muss auch die Ironie in Pammingers Vorgangsweise erkennen. Zum anderen ist die «Durchsehung» eine gebrochene, insofern, als der Betrachter sein eigenes Spiegelbild, wenn auch schemenhaft, mitsieht. Was die Plexis jedoch vor halbdurchlässigen Spiegeln auszeichnet, ist die Gleichzeitigkeit von Diaphanität und Reflexion.
Das Abbild muss in erster Linie als ein Dispositiv der Verdrängung verstanden werden -es deckt nicht nur die Körperlichkeit seines Gegenstands zu, es schließt das «Anästhetische» aus, das Unsichtbare, das Unaussprechliche, das Andere. Bei Pamminger ist das Abbild vorder-gründig, d.h. es erhält seinen Gegen-stand im Hintergrund - es wird in diesen Bezug gezwungen und damit einem Blick preisgegeben, der es zu durchdringen vermag.
Bei der Erstellung der Bild-Welten. wie sie das 20. Jahrhundert vornehmlich kennt, wurde die Abbildhaftigkeit ihrerseits verdrängt. Der Illusionismus wurde lediglich durch eine Illusion ersetzt. In Pammingers Werk wird diese zweifache Verdrängung überschnitten zur Darstellung gebracht, d.h. ausgewiesen und ausgestellt. Die Konsequenzen, die sich daraus, etwa für den Bildbegriff, ergeben. müssen noch diskutiert werden.
© 1995 KONRAD TOENZ
[Auszug aus «PLEXIS», in: ESSAYS ZUR ZEITGENÖSSISCHEN KUNST -Gesammelte Texte 1993 - 1999. (in Vorb.)]